Plasma by Jeff Carlson

Plasma by Jeff Carlson

Autor:Jeff Carlson
Die sprache: de
Format: mobi
veröffentlicht: 2012-01-08T23:00:00+00:00


16

Sie bildeten ein Dreieck und hielten die Waffen griffbereit, als sie die Bergkuppe erklommen, Newcombe mit dem Sturmgewehr vorneweg, Ruth und Cam mit ihren Pistolen links und rechts hinter ihm. Ruth wusste, dass sie in ihren Masken und der zerfetzten Ausrüstung gesichtslos und unheimlich aussehen mussten, als sie dort oben taumelnd auftauchten. Ihr Puls hämmerte, das Gewicht der Waffe zerrte an ihrem gesunden Arm.

»Halt!«, befahl der Mann, ein hagerer Schwarzer mit rosa Ausschlagflecken auf Nase und Kinn. Er hatte die Schulter leicht nach hinten gedreht, als verberge er ein kurzes Messer in der Faust – oder als wollte er zum Schlag ausholen.

Hinter ihm bückte sich ein weißes Mädchen nach einem Felsbrocken, während der Rest der lose verteilten Gruppe Deckung zu suchen schien. Die Laute, die sie auffingen, klangen sehr menschlich. Stimmen. Das Knirschen von Stiefeln. Das schwache Rascheln von Stoff, halb erstickt vom endlosen Dröhnen der Flugzeuge. Mit einem Mal kam Ruth wieder zu Bewusstsein, wie exponiert sie auf diesem von Licht überfluteten Gipfel eigentlich waren. Der Tag ging allmählich zur Neige. Sie standen hoch über dem Sonnenuntergang. Ruths langer Schatten vereinigte sich mit den Silhouetten von Newcombe und Cam, während die Augen und Zähne ihrer Gegenüber in der orangeroten Dämmerung aufblitzten. Einige der Fremden versteckten sich in ihren flachen Erdlöchern. Die meisten verteilten sich auf der Hügelkuppe. Ruth richtete ihre Aufmerksamkeit auf einen hinkenden Mann, der hinter einem nahen Unterstand verschwunden und kurz danach wieder erschienen war. Er hielt eine Schaufel wie einen Speer in der Hand und versuchte sich ihr von der Seite zu nähern. Sein Gesicht war von Ausschlagnarben und einer unsachgemäß verätzten Wunde entstellt. Er hatte nur ein Auge.

»Gewehr«, wisperte Cam. Ruths Blick huschte nach links über ein Geröllfeld. Dort stand ein zotteliger Mann mit einer Jagdflinte. Ihr Herz machte einen so heftigen Satz, dass sie das Gefühl hatte, es werde jeden Augenblick ganz zu schlagen aufhören.

»Was wollt ihr?«, rief der Sprecher der Gruppe.

»Wir sind Amerikaner«, sagte Newcombe, aber seine Worte klangen wie ein Bellen. Er keuchte ebenso wie Ruth und Cam. Sie waren die letzten hundert Meter nach oben gelaufen, nun kostete es sie Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Jeder von ihnen kämpfte gegen die eigenen Schmerzen an. Ruth beugte sich über ihren gebrochenen Arm, und Newcombe benutzte das Gewehr wie eine Krücke, um seine Hüfte zu entlasten. »Amerikaner«, wiederholte er.

Der andere Mann hatte sich in einem Halbkreis näher herangearbeitet. Noch fünfzehn Schritte Abstand. Das harte Erdreich hatte seine Schaufel abgerundet, aber messerscharf geschliffen. Ruth hatte Herzstechen. Sie richtete sich auf und hielt den gesunden Arm absichtlich so, dass er ihre Pistole sehen konnte. Doch er verzog nicht einmal das von der Pest gezeichnete Gesicht.

»Die sind vielleicht nicht allein«, sagte das Mädchen, und der Schwarze rief: »Los, verschwindet von hier!«

Cam bekam als Erster wieder Luft. »US Army Special Forces«, sagte er und wies mit dem Kinn auf Newcombes Schulterabzeichen. Seine Pistole wankte keine Sekunde. »Wir sind gekommen, um euch zu helfen. Also pfeifen Sie den Typen da zurück.«

»US Army«, wiederholte der Schwarze.

»Wir können die Seuche stoppen.



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